Digitalisierung auf Kosten von Werten

Ich bin eher ein nachdenklicher Mensch. Ich reflektiere ständig, hinterfrage Erlebtes und esse in letzter Zeit auch zu viele Pommes. Ich versuche immer eine Situation aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und etwas für mich mitzunehmen. Wahrscheinlich bin ich deswegen darauf gekommen, mir Gedanken über die Unsicherheiten und Beständigkeit in der heutigen Zeit zu machen.

Nun möge es den Eindruck erwecken, dass ich sagen werde es wäre früher alles besser gewesen. Allerdings kann ich dir sagen, dass du diese Aussage nicht lesen wirst. Doch wir leben nun mal in einem riesigen Wandel. Nicht ist mehr so richtig sicher. Wer weiß, ob die künstliche Intelligenz nicht schon morgen deinen Job ersetzen wird?

Die Digitalisierung bringt uns einen riesigen Umbruch, bei dem wir noch ganz am Anfang stehen. Mir erscheint es aber schon jetzt so, dass wir alle Möglichkeiten der Erde haben und uns alles offen steht. Vielleicht kommt es mir mit meinen 25 Jahren auch nur so vor, da ich unabhängig, beruflich mitten im Leben bin und frei von meinem Umfeld mein Leben so gestalten kann, wie ich es möchte. Abstreiten würde ich aber nicht, dass wir noch nie so vernetzt waren wie heute. Plattformen wie Instagram und Amazon gehören zum Alltag. Das Smartphone ermöglicht uns eine Welt, in der alles nur eine Berührung entfernt ist.

Wir sind die Generation, die nur noch eine Hand frei hat, weil sie mit der anderen ihre Follower auf dem Laufenden halten muss.

Hättest du früher etwas über Follower erzählt, dachte jeder daran du hättest einen Stalker. Heute wirst du gefragt, wie viele Follower du bei Instagram hast.

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Früher hast du mit deinen Freunden nur am Lagerfeuer gesessen und warst zu dieser Zeit an diesem einen Ort. Zu dem Zeitpunkt hast du nichts mit anderen Leuten geteilt. Deine kleine Welt war nur das Feuer und die Leute, die mit dir dort sitzen. Hättest du dort das Wort Follower ausgesprochen, hätte dich jemand gefragt, wer dich denn stalken würde. Sagst du es heute, denkt jeder an ein soziales Netzwerk und fragt dich, wie viele Follower du den hast.

Bei Instagram lade ich kurz etwas mit dem Hashtag #goodlife hoch. Bei Tinder wische ich eben für meine neue Bekanntschaft über den Bildschirm. Bei Amazon bestelle ich schnell den neuen Fernseher. Bei Google schaue ich eben nach, wie ich die Eier kochen muss.

Alles ist übers Handy erreichbar. Das hat sich auch auf uns übertragen. Niemand möchte sich mehr festlegen. Zusagen zur Veranstaltung kommen erst wenige Stunden vorher. Könnte ja noch etwas Besseres kommen. Kann jemand nicht, sagt er auch nicht ab. Über WhatsApp schreibt man lieber mit zehn Bekanntschaften als sich mit zwei Freunden auf ein Bier zu treffen. Wenn ich darüber nachdenke macht es mir etwas Angst. Ich glaube fest daran, dass wir dadurch viele Werte verloren haben. Durch diese Feststellung merke ich auch, dass mir die “alten” Werte wichtig sind. Vor allem Sicherheit und eine gewisse Beständigkeit.

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Und diese Worte kommen von jemanden, der in der digitalen Branche arbeitet, die vom ständigen Wandel lebt. Von jemandem dem schnell langweilig wird und Alltag nicht gut tut. Ich bin ständig auf der Suche nach Abwechslung. Ich möchte so viel wie möglich machen. Jeden Tag etwas Neues. Immer ein bisschen mehr als die Anderen.

Trotzdem brauchst du eine gewisse Basis. Sicherheiten. Etwas das sich nicht ändert. Das beruhigt. Für mich habe ich festgestellt, dass mir das unglaublich wichtig ist. Ein Partner bei dem du das Gefühl hast Zuhause zu sein und weißt, dass die Dinge einfach klar sind. Freunde, mit denen du über Geschichten aus der Kindheit lachen kannst. Einen Job, wo ich weiß, dass ich diesen auch noch in Zukunft habe. Ach.. Es gibt einfach so unglaublich vieles, dass ich hier noch aufzählen könnte.

Jede neue Tür heißt eben zeitgleich eine neue Unsicherheit. Ist der Weg, den ich gerade gehe, wirklich der richtige? Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass du ruhig auf dein Gefühl hören darfst. Schalt mal den Kopf ab. Wieg doch nicht ständig alles ab, sondern gib dich einer Sache hin und schaue was passiert bevor du gar nichts tust oder gar unglücklich bist. Wenn ich dir den Tipp mitgeben darf, verlasse dich ausnahmsweise nur mal auf dein Bauchgefühl.

Wenn du ständig über neue Wege nachdenkst, statt dich einer Sache hinzugeben, drehst du dich nicht mal im Kreis sondern stehst blind mitten auf der Blumenwiese.